Zastava / Yugo
Geschrieben von Administrator   
Donnerstag, 04. Oktober 2007
Geschichte von Zastava / Yugo (Jugoslawien)


Balkaneintopf

Nach vorwiegend italienischem Rezept mit ein paar jugoslawischen Zutaten und osteuropäischen Beigaben rührte Zastava / Yugo (Zastava =Fahne / Flagge, gesprochen Sastava) im serbischen Kragujevac als einzige Küche des Balkan ab und an eigene Süppchen zusammen. Alles Fiat, oder was ? Fast..., aber nur fast!

Zastava Koral
(Zastava Koral - Quelle: globalautoindex.com)
Im Jahre 1853 entstand das Werk für den Guß von Kanonen und bis heute ist Zastava ein bedeutender Waffenproduzent geblieben. Später kamen Werkzeugmaschinen hinzu.

1989 beschäftigte die ZASTAVA-Gruppe im serbischen Kragujevac (Pkw, Lkw, Maschinenbau, Gießerei, Werkzeugbau, Handel, etc.) 54.000 Mitarbeiter und war einer der größten Industriekonzerne des Balkan, der durch die Kriege im ehemaligen Jugoslawien letztlich erheblich gelitten haben dürfte.

1939 kam man bei Zastava auf die Idee, dass man aus Metall nicht nur Waffen herstellen kann und baute zunächst 400 amerikanische Chevrolet-Lkw und kurz nach dem Krieg 162 amerikanische Willys-Jeeps, die ausschließlich für die Armee bestimmt waren. Die Lkw-Produktion wurde in erster Linie mit Fiat, italienischen OM und italienischen Iveco-Lizenzen und Produktionsabkommen bis heute beibehalten. Aktuell sind die Modellreihen „New Turbo Rival“ und „Eurozeta“ die bis zu 5t Nutzlasten tragen.
1954 schloss man mit Fiat ein Abkommen über die Montage und Produktion des Fiat AR 51 Campagnola Geländewagen, den es bei Zastava auch in einer Version mit viertürigem Kombiaufbau gab, und des 1400.

Im Oktober 1955 begann dann die Produktion des Fiat/Zastava 600, der, mit Hubraumvergrößerung, als Zastava 750 (1964 bis 1982) und als 850 mit dem modifizierten Motor des Fiat 127 / Yugo 45 (1982 bis 1986, etwa 37.000 Stück) schließlich bis 1986 gebaut wurde. Mit einer Stückzahl von fast 924.000 wurde er unter dem Kosenamen Fica (Fiatchen) zum jugoslawischen Volksauto. Es wurden auch Fiat Multipla, 1100 E, 1800 B und 2300 montiert. 750 und 850 unterscheiden sich optisch durch einen relativ großen Kreis auf dem Frontblech mit dem Zastava-Zeichen und später (etwa ab 1980) dem Schriftzug darin, von ihren italienischen Brüdern. In der letzten 850er Version besaß er das Lenkrad des 126 und beachtliche 39 PS, die ihn bis auf 125 km/h brachten. Es gab natürlich auch Umbauten für Rennzwecke mit den frisierten Motoren des 101 mit 1,1 oder 1,3 Liter Hubraum und als Gipfel einen Rennwagen, bei dem nur noch am altertümlichen Dach das Ursprungsfahrzeug zu erkennen ist, mit 16-Ventil-1600er-Motor, quer eingebaut, mit 230 PS und Hewland-6-Gang-Renngetriebe.

1960 lag die Produktion bei 9.000 Autos

1961 begann die Produktion des Fiat 1300, später auch des 1500, die bis Ende der siebziger Jahre andauerte. Man baute unter anderem den 1300 „Sanitet“-Krankenwagen als eigene Variante.

1965 kam man auf 45.000 Fahrzeuge, 1970 waren es 63.000.

Der erste Schritt zu eigenständigen Modellen (die Entwicklung scheint jedoch Fiat selbst durchgeführt zu haben) wurde 1971 mit dem Zastava 101 (Zastava 1100, genannt „Stojadin“) getan und war so erfolgreich, dass dieses Modell, mit einigen Facelifts natürlich, bis heute weitergebaut wird !! Man hatte dem viertürigen frontgetriebenen Fiat 128 ab der C-Säule ein recht ansehnliches Stummelheck mit Heckklappe angepasst. Es gab auch die eher seltene zweitürige Ausführung 101 Mediteran. Die Wagen wurden zunächst nur mit dem 1,1 Liter-OHC-Vierzylinder-Quermotor und 55 PS angeboten, später kamen eine leistungsgesteigerte Ausführung mit 64 PS sowie ein 1,3 Liter mit 73 PS zum Einsatz.

1973 belegte ein Zastava 101 bei der Rallye „Tour d´Europe“ den vierten Platz und siegte in seiner Kategorie!

1976 erhielten die gehobeneren Ausstattungsvarianten das erste leichte Facelift, bei dem das Markenzeichen durch ein großes Z ersetzt wurde und zwei parallele Chromstreifen eng beisammen quer über die Mitte des Grills liefen. Der Zastava wurde damals als „Fiat 1100 Z“ auch in Deutschland verkauft und war die billigste 128er Version, wobei er bereits damals in der Modellpflege den italienischen Ausführungen hinterherhinkte. Es gab offenbar auch etliche Qualitätsprobleme und einige Leute sagen, das der 101 „einem unter dem A...... wegrosten“ würde und „man braucht 3 Jahre alle Schrauben festzuziehen die das Werk vergessen hat und dann ist es an der Zeit den Wagen zu verkaufen.......“. Dennoch wurden der 101 und der Mediteran auch als Zastava 1100 P bei der polnischen FSO montiert. In diesem Jahr erreichte man eine Produktion von 111.000 Autos, einschließlich der ebenfalls montierten Zastava 132 Z, der ersten Version des Fiat 132, sowie Zastava 124 und 125 PZ, die jedoch nicht aus Italien, sondern aus der Sowjetunion (Lada/Shiguli 1200) und Polen (Polski-Fiat 125) kamen.

1978 verloren die Stoßstangen ihre Hörner und erhielten stattdessen schwarze Stoßstangenecken aus Kunststoff, die besseren Ausführungen bekamen rechteckige Hauptscheinwerfer. Ab jenem Jahr bewegte auch Peter Mücke aus der DDR einen Zastava 101 mit ca. 115 PS aus 1,3 Liter im Tourenwagenrennsport und wurde damit von 1978 bis 1981 durchgehend ! DDR-Tourenwagenmeister bis 1300 ccm !, er wurde abgelöst durch Hans-Dieter Kessler, der ebenfalls auf Zastava 101 durchgängig von 1982 bis 1985 das gleiche schaffte !!!

1981 war ein Meilenstein für Zastava, denn in diesem Jahr erschien der Zastava Yugo 45.

Er basiert technisch auf dem Fiat 127, besitzt jedoch eine eigenständige dreitürige Karosserie mit sehr kantiger Linienführung und war zunächst nur mit dem 900 ccm-OHV-Vierzylinder mit 45 PS erhältlich. Mit diesem Wagen hielt die Bezeichnung „Yugo“ (Yugoslavia=Südslawien, Yugo = Süd) Einzug, die später den Namen Zastava als Marke verdrängte. Dieser Wagen ist bis zum heutigen Tag das Rückgrat der Zastava/Yugo-Produktion geblieben !!! Es gab auch eine Lieferwagenvariante, die recht primitiv gemacht war, indem man Fiberglas-Teile mit Türen und eine Trennwand in die Karosserie einbaute und die Heckklappe und Rücksitze einfach wegließ. In diesem Jahr gab es hohe Verluste, da die Jugoslawen nur eine schwache Kaufkraft hatten und für das „Luxusgut“ Auto keine Kredite gewährt wurden ! Später wurde diese Regelung soweit gelockert, dass wenigstens 40 % der Summe als Kredit aufgenommen werden durften. Wenigstens bestellte Bulgarien damals Autos im Wert von 10 Millionen Dollar.

1982 wurde aufgrund erheblicher Einbußen mit nur 67 % des geplanten Solls die schlechteste Quote aller Zeiten erreicht ! und der deutsche Importeur Promotor gab den Zastava-Import auf. Montiert wurden 20.400 Autos der polnischen Typen FSO 1500 und Polonez sowie der italienischen Fiat 126P, 131 und Argenta. Ein wichtiger Schritt war auch die Ablösung des Zastava 750 durch den Zastava 850.

1983 steigerte sich die Produktion um 0,8 % auf über 127.000 Autos und es gab wieder einmal ein Facelift für den 101, der nun deutlicher den letzten Ausführungen des Fiat 128 angepasst wurde, noch immer über schmale Chromstoßstangen mit Kunststoffecken verfügte, jedoch nun in allen Ausführungen breitere Rechteckscheinwerfer besaß, in der schlichteren Ausführung mit Ausnahme des Markenzeichens war der Grill komplett schwarz, bei den gehobenen Ausstattungen mit einem großen Chromrechteck in der Mitte versehen, das mit den Scheinwerfern durch Zierleisten „verbunden“ war. Das 1969 gegründete „Zastava Specijalni“-Werk in Sombor produzierte derweil auch Pick-up-Versionen mit dem Namen Poly, wahlweise auch mit Kunststoff-Dachaufbauten.

1984 wurden Zastava nach China exportiert und ein Abkommen mit der ägyptischen El Nasr Manufacturing Company geschlossen, die in den Jahren 1984 und 1985 20.000 Zastava in Ägypten montieren wollte. Das Programm wurde um den Yugo 55 mit dem 1,1 Liter-OHC-Motor aus dem 101 mit 55 PS und jetzt, 13 Jahre nach der Vorstellung des 101 um die viertürige Stufenheckversion des Fiat 128 !, erweitert.

1985 wurden Autos nach Bulgarien, Ungarn, Griechenland, die Niederlande, Großbritannien und Frankreich geliefert.

1986 wurde nach über 30 Jahren die Produktion des 600/750/850 eingestellt und das Ende des 101 angekündigt, das jedoch bis heute auf sich warten lässt !! Man erreichte eine Produktionszahl von 175.500 und begann mit dem Export in die USA ! Es war eine bemerkenswerte Episode der Zastava-Geschichte, denn der Yugo war mit 3.990 $ das billigste Auto auf dem US-Markt und bei seiner Vorstellung wurden daher „blind“ 1.500 Autos bestellt, ohne das die Leute das Auto überhaupt gesehen hatten ! Der Importeur, der ehemalige amerikanische Autohersteller Malcolm Bricklin, kam mit der Lieferung kaum nach. Übrigens wurden der 101 und der Yugo auch in Italien verkauft, unter der bekannten Marke „Innocenti“ !

1987 war ein sehr wichtiges Jahr für Zastava / Yugo, denn das zweite selbst entwickelte, sehr bedeutende und ebenfalls noch heute gebaute Modell wurde nach nur dreijähriger Entwicklungszeit vorgestellt, der Yugo Florida. Es war damals ein modernes, von Giugiaros Ital Design gestyltes Auto mit einem cw-Wert von nur 0,32, geplant mit 1,4 und 1,6 Liter Fiat-OHC-Motoren mit 71 PS und 84 PS und einem 1,7 Liter Diesel von SOFIM, aber auch die bisherigen Motoren des 101 sollten verwendet werden können. Die Serienproduktion wurde für 1988 mit zunächst 20.000 Exemplaren geplant. Von nun an wurde im Export nur noch der Markenname Yugo verwendet und die bisherigen Modelle erhielten die Namen Yugo Skala und Yugo Koral. Der Koral wurde nun auch im neuen Modell Koral 65 mit dem 1,3-Liter-Motor des Skala angeboten, der in beiden Autos nur noch 65 PS leistete. Als Appetitanreger für die Amerikaner entwickelte man das Yugo Koral Cabriolet mit dem Motor des Yugo Koral 65 (1.3l, 65 PS), elektrischem Verdeck !, elektrischen Fensterhebern und Leichtmetallfelgen serienmäßig. Alle Koral hatten breitere Rückleuchten. Auch wurde der Fiat Uno jetzt bei Zastava produziert, jedoch nur mit dem ältesten und kleinsten Motor des eigentlich kleineren Yugo Koral, dem 900 ccm-OHV-45 PS-Motor. Dieses Neuheiten- Feuerwerk der Jugoslawen war angesichts von 57.300 im Jahre 1987 in den USA verkauften Autos gut zu verstehen. Dumm war nur, dass die Yugos oftmals Motorschäden, Getriebeprobleme und Elektrik-Mängel bekamen und dazu auch noch ein sehr schlechter Service geboten wurde, was das Image in den USA nachhaltig beschädigte und später zu schnellen und massiven Verkaufsrückgängen führte. Das Image zeigte sich auch in der Filmindustrie, die den Wagen im Film „Dragnet“ / „Schlappe Bullen beißen nicht“ mit Dan Aykroyd und Tom Hanks als Dienstwagen an die beiden übergeben ließ, weil sie zu viele Autos zertrümmert hatten und man ihnen nichts teureres mehr geben wollte ! Das auf deutsch nicht funktionierende Bonmot „Yugo, but it doesn´t“ sagt ebensoviel über den stark sinkenden Ruf des Yugo Koral wie Witze der Art: „Wie beschleunigt ein Yugo gut ? Du nimmst den Gang raus, schiebst kräftig und lässt ihn dann die Klippe runter fallen“ oder „Was befindet sich in jedem Yugo-Handbuch ? Der Busfahrplan !“ und das englische „I want a radiator cap for a Yugo. Antwort des Händlers. Sounds like a fair trade to me; oder OK, if you throw in 20$ more ! “ Es ist natürlich schwer zu sagen welchen Anteil die oftmals Automatik gewohnten amerikanischen Fahrer an den Getriebeschäden hatten oder ob sie die Wartung des „Billigautos“ vernachlässigten. Insgesamt wurden 1987 ca. 214.000 Autos gebaut. Die großen Qualitätsprobleme des Yugo brachten auch den Importeur in Schwierigkeiten und somit gab es dann auch noch Versorgungsengpässe bei den Ersatzteilen, die sich durch die Milosevic-Kriege natürlich noch verschlimmerten, so dass viele Amerikaner ihre Yugos wegen kleiner Schäden nicht mehr benutzen konnten.
 
1988 wurde ein neuer Produktionsrekord von 219.900 Autos erreicht und der Serienstart des Florida auf 1989 verschoben, es sollten 30.000 Fahrzeuge gebaut werden.

1989 erreichte man mit über 220.000 Wagen den absoluten Produktionsrekord und der Florida ging endlich in Serie, jedoch ohne Diesel. Die Yugo Korals waren und sind als Rallyewagen recht beliebt, wurden aber auch bei Rundstreckenrennen eingesetzt.

1990 entfiel der alte 0,9-Liter-Motor im Yugo Koral, während der Florida einen 1,3 Liter mit 68 PS dazu bekam. Man kehrte nun auch wieder auf den deutschen Markt zurück und hatte die Modelle Yugo Koral 60 EFI (1,1l, 60 PS) und 65 EFI (1,3l, 65 PS) mit elektronischer Benzineinspritzung vorgestellt. Die Einspritz-Motoren und die Getriebe sollen von Porsche überarbeitet worden sein. Die Yugos trugen in den USA die Modellbezeichnungen GV, GVL und GVX und man führte schließlich sogar eine Automatikversion (Automatik aus dem französischen Renault 5) ein ! Zastava hatte bis dahin seit dem Beginn der Exporte im Jahre 1965 etwa 700.000 Autos in 68 Staaten geliefert!

1991 sank aufgrund der sich abzeichnenden Krise in Jugoslawien die Produktion auf nur noch 107.000 Einheiten. Nachdem 1992 die Milosevic-Kriege ihren Anfang genommen hatten sank die Produktion auf nur noch 24.800, auch da die noch immer kleine Produktion des Florida aufgrund der großen Zahl an Import-Bauteilen zum Erliegen kam.

1993 wurde der vorläufige Tiefststand von nur noch 6.900 Wagen erreicht. Der Skala hatte bereits bei einem Facelift große Kunststoffstoßfänger erhalten, während der Yugo Koral einen völlig neuen Grill bekam, der kleinere, fast quadratische Scheinwerfer in großflächiges Plastik einfasste. Der Grill wurde nur waagerecht durch eine in Wagenfarbe lackierte Kunststoffleiste zweigeteilt. In der oberen Hälfte befand sich nun auf einer Kunststofffläche in der Mitte das neue Markenzeichen, das Y von Yugo. Auch ein neuer großer Stoßfänger mit integrierten Blinkern war nun vorne angebracht und auch hinten waren die Stoßstangen nun optisch stärker integriert. Die Autoproduktion litt jedoch weiterhin sehr unter dem gegen Milosevic-Serbien verhängten UN-Embargo, da viele Teile aus dem Ausland bezogen worden waren. Die Produktion stieg nur sehr langsam wieder etwas an: 1994 7.100, 1995 7.500, 1996 9.400 und 1997 11.100.

1995 wurde im Film „Stirb langsam-Jetzt erst recht“ mit Bruce Willis bei einer Verfolgungsjagd ein Yugo schleunigst gegen einen großen Mercedes getauscht nachdem man entsetzt bemerkte „worin“ man gerade fuhr. Im Film „Drowning Mona“ mit Danny de Vito und Bettie Midler fuhr der ganze Ort Verplanck im US-Bundestaat New York Yugo, vom Polizisten bis zur Schülerin. Angeblich wurden in diesem Ort 1984 günstig Yugos angeboten um vor der für 1986 vorgesehenen Markteinführung in den USA die Alltagstauglichkeit im Land der Automatikfahrer zu testen.

1997 gab es eine sehr erheiternde Ausstellung unter dem Namen „Yugo Next“ in der einige amerikanische Künstler nicht mehr fahrfähige Yugos in vielerlei Gerätschaften umbauten:
Kino, Photo-Automat, Piano, Akkordeon, Telefon, US-Polizeiauto, U-Boot, Schießbude, Zigarettenanzünder, Kamin, Müllhalde, Moai von Osterinsel, Beichtstuhl, Spielautomat, Briefkasten, U-Bahnzug, Tischfußball, Toaster, Grill, Diner-Imbiß, Duschkabine und Toilette.

1998 begann man mit der Entwicklung des Yugo Euro, einer neuen Variante des Koral, der eine völlig neue Front in starker Anlehnung an den Florida ( in einigen Märkten auch Sana genannt) besaß. Der Wagen sollte ab März 2000 in den USA verkauft werden, wozu es jedoch nach Zerstörung des Werkes nicht mehr kam.
1999 war vermutlich das schwierigste Jahr in der Geschichte von Zastava, denn am 9. April 1999 wurde das Werk im Zuge des Kosovo-Krieges durch Raketen der NATO zerstört. Angeblich soll ein beachtlicher Teil der Produktionsanlagen vorher in Sicherheit gebracht worden sein und es soll eine Reihe von Toten und Verletzten gegeben haben. Die Energieversorgung der Stadt Kragujevac hing offenbar ebenfalls vom Werk ab. Was bewusst oder unbewusst bei so gut wie keinem der Berichte über die Zerstörung des Autowerkes erwähnt wird, ist die Tatsache, dass in einem anderen Bereich der Fabrik in Kragujevac nach wie vor Handfeuerwaffen für die Milosevic-Armee hergestellt wurden und es damit klar wird, das man hier nicht einfach mal eine Autofabrik zerstören wollte, sondern es einen guten Grund für den Angriff auf dieses Werk gab, nämlich die Waffenproduktion.

Nach dem Ende des Kosovo-Krieges gab es Überlegungen, die Yugo-Montage nach Ungarn zu verlegen, was nicht geschah, allerdings wurde dies wohl mit den Lkw in gewissem Umfang praktiziert.

Weitgehend unbehelligt vom Krieg konnte das Werk in Sombor Nutzfahrzeug-Ausführungen des Skala und auch die deutlich zahlreicheren Varianten des Florida produzieren. Der Florida ist als Pickup, Lieferwagen mit Kunststoffaufbau über der Ladefläche, Hochdach-Lieferwagen, Tiefkühl-Lieferwagen !, Leichenwagen und Krankenwagen zu bekommen.

Im Jahre 2000 wurden trotz der Zerstörung des Werkes 15.000 Autos hergestellt und davon 4.000 exportiert. Von der bekannten französischen Karosseriefirma Heuliez wurde den neuen Yugo Koral In, Koral Cabrio und Florida In ein recht ansehnliches neues Front- und Heckdesign verliehen, die Nutzvarianten aus Sombor behielten jedoch das ursprüngliche Design.

Die mittlerweile im Prinzip 20 bis 36 Jahre alten Autos hatten auf dem Weltmarkt nur noch geringe Chancen und ließen sich nur in Mazedonien, Kroatien, Ägypten, Griechenland, Libanon, Libyen oder Syrien verkaufen. Die Marke Yugo wurde wieder durch den Namen Zastava ersetzt.

2002 bot die französische Peugeot an, die Mehrheitsanteile zu übernehmen, was von der Belegschaft jedoch abgelehnt wurde. Man verhandelte mit Opel und VW über eine Kooperation. Bricklin, der einstige US-Importeur, plante zeitweise wieder einen Import in die USA unter der Marke „ZMW“-Zastava Motor Works was jedoch nicht realisiert wurde.

Seit 2003 werden neben Fiat-Motoren auch 2 Triebwerke aus dem Peugeot-Konzern verwendet, darunter ein 1,1-Liter-Motor aus dem französischen Citroen C3. Koral Cabrio und Florida In sind auch mit 1,6 Liter-Motoren mit 95 PS erhältlich. Seit dem Ende des Krieges wurden jährlich etwa 13.000 Autos produziert.
2006 waren es jedoch nur noch 10.000 Fahrzeuge.

Zastava hat sich zwischenzeitlich in alter Tradition mit Fiat darauf geeinigt, die Montage des durch den neuen Fiat Grande Punto abgelösten Punto aufzunehmen und ihn unter der Bezeichnung „Zastava 10“ zu vertreiben. Er wird von einem 1,2 Liter OHC-Vierzylinder mit 60 PS oder als „10 Dizel“, einem 1,9 Liter-OHC-Turbodiesel mit 85 PS angetrieben. Koral In und Florida In und sogar der Oldie Zastava 101 mit dem 1,1 Liter-55 PS-Motor und jetzt wieder mit kunststoff-ummantelten Stoßstangen, bleiben jedoch vorläufig im Programm. Der treue Kunde Ägypten will bei El Nasr auch wieder Zastava Florida montieren. Aktuell ist noch der 1,1 Liter-OHC-Vierzylinder PSA-Motor mit 60 PS oder 67 PS im Yugo verfügbar, er bildet auch die Basismotorisierung des Florida In. Der Yugo soll laut dem Aufsichtrats-Vorsitzenden Savicevic mindestens noch bis 2010 gebaut werden, da man hofft, daß der Staatskonzern Zastava von einem der zehn führenden Autohersteller der Welt übernommen wird und dann innerhalb von drei Jahren ein neues Werk gebaut wird. Fiat denkt über die Fertigung des Dobló bei Zastava nach.

Ab Ende 2008 wird Zastava die Montage des in Deutschland schon seit Jahren abgelösten Astra-Modells für den serbischen Markt durchführen, wo dieser als Opel Astra Classic verkauft wird und im Jahre 2012 Produktions-Stückzahlen von 10.000 pro Jahr erreichen soll.

Es sieht so aus, als ob der Balkaneintopf nach dem vielen Salz in der Suppe und der Spucke von Milosevic wieder genießbar werden kann.


Zastava /
Yugo Koral-Varianten:

Yugo 45,45a,45 ax = 0,9 Liter , 45 PS
Yugo 55,55a,55ax,55ex,Ciao,Tempo,Koral, GV (US-Version) = 1,1 Liter, 55 PS
Yugo 60 Koral, GVL (US mit Doppelvergaser), GVX, Cabrio = 1,1 Liter, 60 PS
Koral In (PSA-Motor) = 1,1 Liter, 60 PS
Yugo 60 EFI (Einspritzung) = 1,2 Liter, 60 PS
Yugo 65 (Doppelvergaser), 65a, 65EFI (Einspritzung), 65 PS
EFIs, Koral In, GVX, GVL Automatik, Cabrio = 1,3 Liter, 65 PS
Koral In, Cabrio = 1,6 Liter, 90 oder 95 PS




Adresse:                                        

Zastava Automobili a.d.                                                
Trg Topolivca 4                                                 
3400 Kragujevac                                                     
Serbien


Quellen:

Auto Katalog 1974, 1977 bis 1991, ab 2005, Motor Presse Stuttgart
Personenkraftwagen sozialistischer Länder, Dünnebier/Kittler, transpress VEB Verlag für Verkehrswesen, 1990

www.italiaspeed.com
www.autosoviet.altervista.org/ENGLISH-automotorusse9-E(Yugo).htm
www.digilander.libero.it
www.zastava.gr
www.zastava-kamioni.co.yu
www.zastavasa.co.yu
www.zastava-yugo.de
www.zastava750.republika.pl
www.zastava.c2000.pl/zastava/www_htm/download/galeria/
www.auta5p.car.cz
www.freeweb.delta.hu/zastava.in.hu/sport.htm bzw. Broschüren bzw.Yugo Next
www.easter43.de “Tourenwagen” Modelle 1: 43 Mücke und Kessler- Rennwagen
www.zastava.net
www.onpulson.de/boerse/news/osteuropa/show--1991679.htm